La Traviata in 60 Sekunden, Richard Wagner als Feminist und Hacks für die günstigsten Karten: Mit ihrem Projekt ✨kulturknistern✨ mischt die 25-jährige Manon Soukup die Kulturszene auf. Unter dem Motto „elitär war gestern“ teilt sie über ihren Blog, Instagram und TikTok ihre Leidenschaft und ihr Wissen mit all jenen, denen das nicht in die Wiege gelegt wurde.
Nach einem Blick auf ihren Blog wird sofort klar, wie sehr Manon für Kultur brennt, sie schreibt: “Ich will die klassische Kultur zugänglich machen. Ich will, dass jede/r, unabhängig von der Herkunft, dem Bildungsgrad oder dem eigenen Umfeld die Chance bekommt, diese andere, fantastische Welt zu verstehen und erkunden zu können. Ich will, dass die elitäre Bubble, die sich in den letzten Jahrzehnten gebildet hat, platzt!”
Aber lassen wir sie mal selbst erzählen, wie es dazu gekommen ist: Vorhang auf und #spotlight on Manon von ✨kulturknistern✨!
medien.geil: Erzähl mal: Was genau ist ✨kulturknistern✨ und wie bist du auf die Idee gekommen, es zu gründen?
Manon: ✨kulturknistern✨ ist eine Plattform, auf der klassische Kultur einfach und verständlich erklärt wird. Letztes Jahr habe ich mit einer Freundin ein ensemble matinee – also ein Vormittagskonzert der angestellten Sänger:innen der Wiener Staatsoper besucht. Vor der Vorstellung hat der Dramaturg den Zuschauer:innen eine kurze Einleitung gegeben. Und im Endeffekt hat er nicht mehr gesagt als: “Sie wissen eh schon wie das funktioniert, viel Spaß bei der Vorstellung”. Nach dem Konzert bin ich mit dieser Freundin im Café gesessen und habe ihr alle möglichen Fragen zu dem Stück beantwortet. Sie hat mich dann auf die Idee gebracht, all diese Infos, die “eh schon klar” sind, in einen Blog zu stecken. Viele Freund:innen von mir gehen auch aus dem Grund nicht in die Oper oder ins Theater, weil sie sich einfach dumm oder nicht gebildet genug vorkommen würden und dagegen möchte ich etwas machen.
Oper ist ja vor allem bei jungen Menschen unbeliebt. Mit ✨kulturknistern✨ versuchst du da aufzumischen und deine Follower:innen aufzuklären. Woher weißt du, was interessant für dein Publikum ist?
Viel Recherche! Ich selbst bin mit Oper aufgewachsen, da meine Eltern beide aus der Szene kommen. Mir war das daher nicht bewusst, dass Oper außerhalb meiner Bubble oft als langweilig wahrgenommen wird, das haben mir erst meine Freund:innen gesagt. Es gibt zwar viel Berichterstattung darüber, wie toll nicht dieses und jenes Stück ist, aber das interessiert Menschen, die nichts mit Oper am Hut haben nicht. Dafür gibt es so viele Funfacts wie zum Beispiel die Tatsache, dass Mozart den Beginn seiner Opern am Tag der Premiere geschrieben hat. Aber auch innerhalb der Stücke gibt es viele spannende Dinge. Wir hätten zum Beispiel keinen Soundtrack von Herr der Ringe oder Harry Potter, wenn es nicht die klassischen Komponisten gegeben hätte.
Es wird seit Jahrzehnten gesagt, dass man die Jugend in die Oper holen muss. Getan wird dafür aber nichts.
Wer ist deine Zielgruppe? Menschen, die bereits in der Szene sind oder Lai:innen?
Irgendwie alle. Ich glaube schon, dass ich genug interessante Infos finde für diejenigen, die es schon kennen habe. Gleichzeitig möchte ich allen die Tür öffnen, die sich dafür interessieren könnten aber sich nicht getraut haben.
Warum ist Oper so schwer zugänglich?
Die Hauptschuld liegt in der Branche. Es wird seit Jahrzehnten gesagt, dass man die Jugend in die Oper holen muss. Getan wird dafür aber nichts.
Wie bist du auf den Namen ✨kulturknistern✨ gekommen?
Auf den Namen hat mich eine Freundin gebracht. Mein Blog soll in diese – vielleicht etwas langweilige Szene – das nötige Knistern hineinbringen, das vielleicht irgendwann zu einem Feuer entfacht und die Menschen für Kultur begeistert.
Machst du ✨kulturknistern✨ hauptberuflich?
Schön wärs! Nein, ✨kulturknistern✨ ist ein absolutes Freizeitprojekt. Das ist auch der Grund, warum ich manchmal unregelmäßig poste. Es ist ein Traum von mir, das mal hauptberuflich zu machen, doch wie viele Jungjournos wissen, ist das nicht leicht. Daher ist es derweil ein Nebenprojekt.
Zu den Basics der Oper findet man kaum etwas, weil alle davon ausgehen, dass man “eh schon” weiß, worum es überhaupt geht.
Welches Opernstück würdest du einem/r kompletten Anfänger:in als Einstieg empfehlen?
Wenn man ein Fan von Fluch der Karibik ist, dann definitiv Der fliegende Holländer von Richard Wagner. Das Stück hat fantastische Musik und ist auch eine Inspiration für Fluch der Karibik gewesen. Lovestory-Liebhaber:innen werden sich bei La Traviata wiederfinden. Falls man Komödien gerne hat, sollte man Rigoletto oder Liebestrank unbedingt gesehen haben.
Was macht ✨kulturknistern✨ so besonders?
Es ist egal, woher man kommt, woran man glaubt oder welche Bildung man hat. Der Anspruch ist, zu verstehen, worum es in der Oper geht. Und das ist etwas, was es noch nicht gibt. Es gibt zwar viele, viele Informationen zu verschiedenen Stücken und Schauspieler:innen. Zu den Basics findet man jedoch kaum etwas, weil alle davon ausgehen, dass man “eh schon” weiß, worum es überhaupt geht. Und das ist ein Vorwissen, das man definitiv nicht voraussetzen sollte. Jemand, der/die noch nie Zugang zur Oper hatte, weil er/sie aus einer ärmeren Familie kommt, wo man sich Operkarten nicht leisten kann, oder aus dem Ausland ist, wo Oper nicht so ein großes Ding ist -für ihn/sie ist ✨kulturknistern✨ der perfekte Einstieg.
Was ist das #maingoal von✨kulturknistern✨?
Ich hoffe, noch ein paar Gleichgesinnte zu finden, die mir ein paar andere Branchen auf dem Blog abnehmen. Auf Dauer soll auf ✨kulturknistern✨ wirklich alles vorhanden sein. Es soll nicht nur Oper vertreten sein, sondern auch Operette, Musical, Sprechtheater oder bildnerische Kunst. Es soll über jede Sparte der Kultur eine Art Nachschlagewerk geben, aber auch gleichzeitig einen Einblick in die Branche gewähren. Ich würde irgendwann auch wahnsinnig gerne Workshops geben. Ich hätte aber auch Ideen für Werkeinführungen für Anfänger:innen.
Hier findest du ✨kulturknistern✨:
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