Wie gut integriert bist du? Natürlich ist die Frage nicht ernst gemeint, doch wie ist das eigentlich mit der Integration? Wer ist denn gut integriert? Genau das fragt sich Kristjan Morina und beleuchtet verschiedenste Aspekte zu den Themen Integration, Migration und Rassismus mit seinen Gäst:innen im Podcast. Also… Vorhang auf und Rampenlicht auf Kristjan von gut integriert!
medien.geil: Erzähl doch mal: Wie ist gut integriert eigentlich entstanden?
gut integriert: Auf die Idee bin ich gekommen, als mir selbst aufgefallen ist, dass es viel zu wenig mediale Berichterstattung über und von Migrant:innen gibt. Das möchte ich mit meinem Podcast verändern. Ich habe einen FJUM-Kurs zum Thema Podcasting gemacht und war von dem Konzept eines Podcasts fasziniert. Daher habe ich mich für dieses Format entschieden und möchte ein Sprachrohr zwischen Menschen wie mir – die vielleicht zwischen zwei Kulturen leben und beispielsweise autochthonen Österreicher:innen sein.
Wie bist du auf den Namen gekommen?
Ich weiß, dass er sehr provokant ist! Aber das war Absicht. Mir kam die Idee, als dieses Jahr im Jänner eine Familie nach Georgien abgeschoben wurde, was auf ein großes Medienecho gestoßen ist. Die zwei Töchter dieser Familie – Tina und Lea – sind nämlich sogar in Österreich auf die Welt gekommen. Es ist eine tragische Geschichte. Was mir allerdings damals in der Debatte besonders aufgefallen ist: Es wurde immer wieder erwähnt, wie gut integriert diese Kinder nicht waren. Ich frage mich: Wieso muss ein Kind gut integriert sein, um sein Leben in Österreich verbringen zu dürfen?
Würdest du sagen, der Name ist ironisch gemeint?
Ja, auf jeden Fall. Außerdem wollte ich mit dem Namen das Wort Integration und die Macht dahinter zurückholen. Denn auch ich habe immer gehört, wie gut integriert ich ja nicht sei…
Wie ist man überhaupt gut integriert?
Ich finde eine gute Integration gibt es nicht. Ich glaube, die einzige gute Integration, die es gibt ist ein miteinander Auskommen. Diese Frage thematisiere ich in meinen Podcast oft und stelle sie meinen Gäst:innen, weil ich wissen möchte, was dieses Wort für sie bedeutet.
Ich möchte, dass verschiedene Lebensrealitäten in Form von Geschichten vorgestellt werden.
Wie findest du deine Gäst:innen?
Die ersten Gäst:innen meines Podcasts waren entweder Bekannte von mir oder Freund:innen. Mittlerweile finde ich sie auch über Instagram, denn da sehe ich meistens gleich, wer die Personen hinter den Namen sind, wie sie eingestellt sind oder wie sie fühlen. Ich versuche, vor allem Personen einzuladen, die was zu sagen haben.
Wer ist die Zielgruppe von gut integriert?
Definitiv junge Erwachsene mit Background. Leute wie ich mit fünfzehn Jahren. Ich habe schon oft positive Rückmeldungen von Hörer:innen bekommen, dass Themen thematisiert wurden, die sie auch betreffen, weil sie denselben Migrationshintergrund wie mein:e Gast/Gästin haben aber, dass diese Themen in anderen Medien nie Platz finden. Ich möchte jedoch auch Menschen ohne Background ansprechen, doch meine Angst ist, dass es viele autochthone Österreicher:innen und Deutsche nicht interessiert.
Machst du den Podcast hauptberuflich?
Hoffentlich irgendwann mal! Momentan ist es nur ein Herzensprojekt. Doch ich wünsche mir, dass ich bald mehr Zeit und Arbeit hineininvestieren kann. Ich bin gerade Vollzeit beschäftigt und lebe seit kurzem in Berlin.
Wir brauchen einfach mehr Vielfalt. Ein weißer, alter Mann wird sich nicht für unsere Probleme einsetzen, weil er sie einfach nicht versteht.
Kommen wir nochmals zu den Themen, mit denen du dich im Podcast auseinandersetzt. Also Integration, Migration und Rassismus. Was sollte sich deiner Meinung nach in Österreich ändern, um eine inklusivere Gesellschaft zu schaffen?
Ich würde mir generell wünschen, dass viele Autochthone offener werden und Verständnis zeigen. Dass diese Menschen toleranter und emphatischer werden und vor allem auch mehr zuhören. Aber das ist mehr meine utopische Vorstellung, wer weiß, wann das je passieren wird…
Was sich politisch auf jeden Fall ändern sollte: In die Politik sollten viel mehr Menschen mit Migrationshintergrund kommen! Wir brauchen einfach mehr Vielfalt. Ein weißer, alter Mann wird sich nicht für unsere Probleme einsetzen, weil er sie einfach nicht versteht.
Welche Mission verfolgst du mit deinem Podcast?
Mein Anspruch ist, dass Menschen zuhören lernen und versuchen, die Erfahrungen, die meine Gäst:innen und ich teilen zu verarbeiten und darüber zu reflektieren. Ich möchte, dass verschiedene Lebensrealitäten in Form von Geschichten vorgestellt werden.
Wo siehst du dich und gut integriert in fünf Jahren?
Ich wünsche mir, dass ich den Podcast irgendwann nicht mehr alleine mache. Vielleicht wird gut integriert zu einer ganzen Plattform, die mehr in die Richtung Information, Digitale Medien und Videojournalismus gehen wird. Am liebsten würde ich gut integriert als Plattform aufbauen, bei der man sich einfach austauschen kann. Aber mein #maingoal ist, dass Menschen etwas aus meinen Inhalten mitnehmen können! Denn man kann nie im Leben auslernen.
Hier findest du die gut integriert-Folge mit medien.geil CEO Jelena:
Und hier die Folge mit fav Jungjourno Nati:
Hier kannst du Kristjan auf Instagram folgen: https://www.instagram.com/gutintegriert/