Sarah Krobath, freiberufliche Kulinarik-Journalistin unter dem Namen „Satt getextet“ / Foto: © Markus Bacher

Wir sind auf Sarah Krobath durch einen ihrer Instagram-Beiträge aufmerksam geworden, der uns ziemlich beeindruckt hat. Sarah hat nämlich einen Deal mit sich abgeschlossen: Ein Jahr versucht sie es als freiberufliche Food-Texterin. Sechs Jahre später läuft ihre Firma „Sarah Satt“ wie am Schnürchen. Sie erzählt für medien.geil, wie ihre One-Woman-Show erfolgreich wurde, was sie an ihrem Job liebt und was eine gute Food-Journalistin ausmacht.

medien.geil: Du bist als Texterin und Journalistin in der Lebensmittelbranche selbstständig erfolgreich. Erzähl ein wenig, wie es dazu gekommen ist.

Sarah Krobath: Schon lange vor der Matura wusste ich, ich will kreativ schreiben. Weil ich aber auch Geld verdienen wollte, habe ich Marktkommunikation studiert. Danach bin ich in die Werbung gegangen, wo ich einige Jahre lang mit großer Freude Kampagnen und Texte für Tierfutter, Anti-Falten-Cremen, Bausparpläne und Tageszeitungen kreiert, dann aber bald gemerkt habe, dass die Werbewelt für mich kein gesundes Umfeld ist, in dem ich alt werden will.

Privat sind mein Interesse für handwerklich hergestellte, nachhaltige Lebensmittel und mein Engagement für Slow Food gewachsen und ich habe meinen Blog Sarah Satt gestartet. Nach meiner Kündigung hat mich der Reiz, zur Abwechslung mit meinen Händen statt nur mit dem Kopf zu arbeiten, zu einem Praktikum bei Schweizer Käsemachern ins Emmental und nach London geführt. Die damaligen Erlebnisse habe ich in meinem ersten Buch „Who the f*** is Heidi? Die Engländer, die Schweizer, der Käse und ich“ festgehalten.

Danach war für mich klar, worüber ich schreiben wollte: gute Lebensmittel und die Menschen dahinter. Um mir das nötige Wissen dafür anzueignen, habe ich mich für einen Master in Esskultur und Kommunikation an der Universität der Gastronomischen Wissenschaften im Piemont eingeschrieben und zurück in Wien 2014 mein Unternehmen Satt getextet gegründet.

Auf Instagram hast du über einen Deal mit dir selbst geschrieben: Du hast die eine Deadline von einem Jahr gesetzt, um als Kulinarik-Journalistin erfolgreich zu werden. Mittlerweile bist du schon seit sechs Jahren in der Foodbranche. Was glaubst du war ausschlaggebend für deinen Erfolg?

Die selbstgesetzte Frist war dazu gedacht, mir selbst etwas Druck zu nehmen und zu schauen, ob ich innerhalb von 12 Monaten in der Branche Fuß fassen und davon leben kann. Nicht nur meine Tätigkeitsfelder, auch meine Vorstellung von Erfolg hat sich über die Zeit verändert. Als ich mit Webtexten und kleineren redaktionellen Geschichten angefangen habe, hätte ich nicht erwartet, später einmal Bücher zu schreiben oder als Ghostwriterin zu arbeiten. Die entscheidende Frage vor neuen Projekten war und ist für mich nie „Hab ich das schon mal gemacht?“ oder „Kann ich das?“, sondern „Interessiert mich das genug, dass ich bereit bin, viel Zeit und Energie zu investieren und mir Neues anzueignen?“

Ein wichtiger Schritt war das Bewusstsein, dass meine eigenen Texte und meine Arbeitsweise, zufriedene Kunden und Projekt-Partnerinnen die beste Werbung für mich sind. Damit kann keine aufpolierte Social Media-Präsenz oder SEO-optimierte Website mithalten. Fürsprecherinnen und Fürsprecher, die dich und deine Arbeit schätzen, sind unbezahlbar.

Was liebst du an deinem Job?

Zum einen die Gespräche, die ich mit spannenden Menschen führen darf, die mit großer Leidenschaft Lebensmittel herstellen, Restaurants betreiben und kulinarische Projekte vorantreiben. Insbesondere im Rahmen von Ghost Writing-Projekten kann ich tiefer graben und zum Teil sehr persönliche Fragen stellen. Wenn ich mich dann mit meinen Eindrücken, Notizen und Tonaufnahmen in meinem Home Office an den Schreibtisch setze, bin ich in meiner eigenen Welt. Ich liebe den Akt des Schreibens an sich, weil er mir hilft, meine Gedanken zu sortieren und zu verarbeiten. Stephen Kings Zitat „Schreiben ist veredeltes Denken“ bringt es für mich auf den Punkt. Außerdem bereitet es mir große Freude, in unterschiedlichen Stimmen zu schreiben – mal als Haubenköchin mit jahrzehntelanger Erfahrung, mal als fiktiver indischer Guru und dann wieder als Sarah Krobath.

Was macht eine*n guten Food-Journalist*in aus?

Aufgelegt wäre natürlich zu sagen: der Appetit. Im Sinne von Neugier und Antrieb trifft das auf den Journalismus generell zu. Guter Food Journalismus beschreibt und bewertet kulinarische Projekte und Entwicklungen meiner Meinung nach nicht (nur), sondern trägt zum Diskurs bei. Gerade weil Essen so niederschwellig ist, bietet es sich als Türöffner für wichtige, oftmals auch komplexere Themen an – ob Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Politik oder Kultur.

Auf welche Erfolge bist du besonders stolz?

Auf die Buchprojekte, die ich mit inspirierenden Gastronominnen und Gastronomen und einigen meiner Lieblingslokale realisieren konnte. Dass drei davon (Zeit für Fleisch!, Izakaya und Asado) vergangenes Jahr beim Literarischen Wettbewerb der Gastronomischen Akademie Deutschlands mit Silber ausgezeichnet wurden, war die Krönung. Besonders stolz bin ich, dass es mir inzwischen ganz gut gelingt, im Arbeitsalltag Raum für meine eigenen Herzensprojekte zu schaffen. Im Moment schreibe ich an den letzten Kapiteln eines Romans, der von den Parallelen zwischen Essen und Musik handelt.

Welche Ratschläge kannst du angehenden Food-Journalist*innen mitgeben?

Einen guten Rat, den mir ein ehemaliger Dozent gegeben hat: Um zu schreiben, musst du erst einmal viel wissen. Such dir eine Sparte, die dich interessiert, tauch in das Thema ein und eigne dir so viel Wissen wie möglich an. Je genauer du Bescheid weißt, desto bessere Fragen kannst du stellen. Das war auch der Grund, warum ich mich nach Jahren in der Werbebranche für das Masterstudium in Esskultur und Kommunikation entschieden habe – um von Landwirtinnen, Gastronominnen, Produzentinnen, Sensorikerinnen, Wissenschaftlerinnen und Ökonominnen zu lernen.

Um zu schreiben, musst du erst einmal viel wissen.

Kulinarik-Journalistin Sarah Krobath

Das A und O für alle kreativen Berufe ist das Sichtbarmachen der eigenen Arbeit. Was nützt dir der gelungenste Artikel oder ein stilistisch ausgefeilter Essay in einem Ordner am Desktop oder in der Schublade? Jeder vermeintlich unvollkommene Text, der auf einem Blog oder anfangs vielleicht unentgeltlich in einem Medium veröffentlicht wird, ist mehr wert. Und generell: Schreiben, schreiben, schreiben.

Ein unvollkommener veröffentlichter Text ist mehr wert als der gelungenste Artikel in der Schublade.

Sarah Krobath
Kulinarik-Journalistin Sarah Krobath
von „Satt getextet“ / Foto: © Markus Bacher
Sarahs Stationen auf dem Weg zu „Sarah Satt“
  • 1987 in Graz, Steiermark, geboren
  • 2008 Studienabschluss „Professional in Advertising“, Werbe Akademie
  • 2010 Blog-Start sarahsatt.com
  • 2007-2011 Werbetexterin und Konzeptionerin, internationale Kreativ-Agenturen
  • 2011 Seminar Journalistisches Schreiben, Österreichischer Journalisten Club 2011/2012 Käse-Praktikum – ellbogentief in Käsebruch im Emmental und mit dem Verkostungskoffer quer durch Londons Markt- und Gastronomieszene
  • 2013 Masterstudium Food Culture & Communications, Media, Representation and High Quality Food; Universität der Gastronomischen Wissenschaften, Pollenzo, Italien
  • Seit 2014 mit SATT GETEXTET e. U. freiberufliche Texterin und Redakteurin für Kulinarik