Ich freue mich wirklich sehr, euch heute eine außergewöhnlich tolle Frau vorzustellen: Nana Siebert! Wo soll ich anfangen? Abgesehen davon, dass sie die ersten interaktiven E-Magazine in Österreich aufgebaut hat und stellvertretende Chefredakteurin beim Standard ist, ist Nana auch noch wahnsinnig sympathisch. Dass Menschen in höheren Führungsebenen „down-to-earth“ bleiben, ist keineswegs selbstverständlich und gerade in der Medienbranche gibt‘s ein paar arge Ungustl.

Umso begeisterter war ich von Nanas offener, hilfsbereiter Art und ihrem herzhaften Lachen. Sie hat es nicht notwendig, sich zu verstellen, die „harte Chefin“ zu spielen, eher gibt sie bei einer Veranstaltung angehenden Journalistinnen vier Stunden lang Feedback zu ihren Lebensläufen. Dabei könnte sie ja ganz anders sein, wenn wir uns ansehen, was sie alles drauf hat…

Nana Siebert, fotografiert von Peter Rigaud für Der Standard

Nanas Stationen auf dem Weg in den Journalismus

  • Mit 15/16 Jahren Praktika bei „Zick Zack“ (dem FM4-Vorläufer) und Radio Wien
  • Mit 17 Jahren Lehrredaktion NEWS unter Alfred Worm, danach freie Mitarbeit im Chronik-/IPO-Ressort des Magazins
  • Mit 18 Jahren während der Nullnummernphase bei TV-Media eingestiegen, nach einer kurzen Karenz beim Start des Internet-Magazins E-MEDIA Leiterin des Internet-Ressorts
  • Anschließend als Stv. Ressortleiterin Sonderthemen zurück zu NEWS
  • 2010 die beiden iPad-Magazine für die Nachrichtentitel NEWS und profil entwickelt
  • Hat beim Frauenmagazin WOMAN 2013 den Digitalbereich aufgebaut
  • ab 2015 war sie Mitglied der Chefredaktion
  • seit Mai 2018 stv. Chefredakteurin der Tageszeitung „Der STANDARD“ und für die Entwicklung des Magazin-Portfolios und neuer Online-Formate zuständig

Nanas Rat an angehende JournalistInnen

Aus meiner eigenen Karriere weiß ich, dass vor allem junge Frauen oft nicht direkt einfordern, was sie wollen. Sie leisten extrem viel, sind emsig – und hoffen, dass es irgendwann auch gesehen und dementsprechend belohnt wird. Tatsächlich passiert das aber nur sehr selten so. Aufzustehen und ganz klar eine Gehaltserhöhung, Beförderung oder auch die Verantwortung für ein Projekt anzusprechen, ist uns Frauen vielfach immer noch unangenehm, meiner Erfahrung nach häufig unangenehmer als männlichen Kollegen. Zu erleben, wie diese weniger genannt sind und deshalb oft schneller an einem vorbeiziehen, ist frustrierend. Mein wichtigster Ratschlag ist also: Schneller und klarer sagen, was man will. Sich selbst auf die Schulter klopfen. Und nicht nur darauf hoffen, dass die Leistung einfach so anerkannt wird.

Für den Journalismus im Speziellen: Aufgeweckt und neugierig sein, an der Textqualität arbeiten, Äquidistanz wahren und sich nicht vor einen Karren spannen lassen. Ich erlebe in letzter Zeit sehr häufig und vor allem auf Social Media-Kanälen, dass Journalisten zu Aktivisten mutieren. Das sehe ich nicht als unsere Aufgabe. Guter Journalismus ist objektiv.

Nanas Herzensprojekte

Herzensprojekte sind für mich immer die Schwerpunktausgaben des STANDARD, etwa die 144 Seiten dicke Ausgabe zum 30jährigen Jubiläum im Vorjahr. Aktuell launchen wir beim STANDARD ein neues Ressort, „Edition Zukunft“, in dem wir sowohl Online als auch in Print über die großen Entwicklungen und Innovationen berichten – vor allem aber auch, welchen Impact die auf unser tägliches Leben haben. Das machen wir nicht mit warnendem Zeigefinger, sondern aufgeschlossen und neugierig. Das gibt es in dieser Form und Konstanz noch nicht am heimischen Medienmarkt. Den Launch-Prozess zu begleiten ist extrem spannend. Und dann natürlich noch die Interaktiv-Projekte, bei denen unser Team aus Datenjournalisten zeigt, wie man Geschichten multimedial neu erzählen kann.

Erfolge, auf die Nana stolz ist

Darauf, dass ich die ersten interaktiven E-Magazine in Österreich entwickelt habe. Dass ich mit einem jungen Team ein Online-Portal, dessen Traffic lange unter dem Radar lag, in kurzer Zeit und nachhaltig zu einem der erfolgreichsten Special Interest-Seiten in Österreich aufgebaut habe. Dass ich zum 30jährigen Jubiläum die dickste STANDARD-Ausgabe aller Zeiten mitentwickeln durfte und wir das Magazin-Portfolio des STANDARD in wenigen Monaten nach und nach einem Relaunch unterzogen haben – der Prozess ist aber nicht abgeschlossen, sondern geht immer weiter. Dass ich jeden Tag dazulerne und nie den Spaß an dem verloren habe, was ich mache. Und auf meinen Sohn, der 21 Jahre alt und einer der großartigsten Menschen überhaupt ist.

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