Ich genieße das Image von mir, als waaahnsinnig beschäftige Frau wahrgenommen zu werden. Und das stimmt auch zum Großteil. Aber hier mein Geheimnis: Fürs Bingewatching von Serien finde ich immer Zeit. Man muss halt Prioritäten im Leben setzen. Ok, so geheim ist das wohl nicht, denn jeder Mensch, der mir auf Instagram folgt, weiß, dass ich Netflix und Amazon Prime praktisch durchgeschaut habe. Aber hey, glaubt ihr, ich mach das zum Vergnügen? Ich habe immerhin ein Kulturressort zu leiten. Ich mache das alles nur wegen der großen Hingabe zu meinem Job, versteht sich.
Da wir uns in der #femspirationweek mit Frauen und Journalismus beschäftigen, hier drei Serien, die von Journalistinnen handeln. Ich muss euch warnen: Ihr werdet gleich am nächsten Tag einen Bleistiftrock und High Heels tragen sowie euren Arbeitgeber wegen Diskriminierung verklagen wollen.
Good Girls Revolt
Diese Serie basiert auf einer wahren Begebenheit. Und zwar jener, dass 1970 eine Gruppe von Frauen, ihren Arbeitgeber, das US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ wegen sexistischer Diskriminierung verklagt und gewonnen hat. Frauen durften zu der Zeit keine Texte veröffentlichen, alleine weil sie Frauen waren, obwohl sie den Großteil der Recherche übernahmen – aber eben für die männlichen Kollegen, die dann ihren Namen unter die Geschichten setzten.
Die Serie ist eine Verfilmung des gleichnamigen Buches „Good Girls Revolt“ von Lynn Povich. Sie war eine der 46 Frauen, die Newsweek verklagten. Povich begann als Sekretärin und wurde dann zur ersten Chefredakteurin in der Geschichte des Magazins.
Das ist eine meiner Lieblingsserien und ich habe vor Wut geweint, als sie nach der ersten Staffel abgesetzt wurde. Und das trotz guter Einschaltquoten. An dieser Entscheidung von Amazon war übrigens keine einzige Frau beteiligt.
Ich wünsche mir, dass Netflix die Rechte für die Serie aufkauft, hunderttausend Staffeln dreht und wahnsinnig erfolgreich damit ist – Amazon zum Trotz. Oder dass Amazon zur Vernunft kommt und das Potential dieser Serie erkennt! Das Gemunkel rund um eine Fortsetzung hält mich am Leben.
Good Girls Revolt ist echt sehenswert und zeigt, was möglich ist, wenn Frauen eine Schwesternschaft formen und sich füreinander, statt gegeneinander stark machen.
The Bold Type – Der Weg nach oben
Die US-Serie handelt von drei Anfängerinnen, Jane, Kate und Sutton, die in einem New Yorker Frauenmagazin durchstarten wollen. In der Serie heißt das Hochglanzmagazin „Scarlet“, eigentlich ist es eine Anspielung an „Cosmopolitan“. Ich habe erst begonnen, die Serie zu schauen und vernehme deutliche „Sex and The City“ und „Der Teufel trägt Prada“-Vibes. Ihr wisst schon, verglaste Großraumbüros, kichernde Freundinnen und ein riesiger Kleiderschrank mit Designerkleidung für Fotoshootings. Außerdem gehen alle in Bleistiftröcken und Stilettos zur Arbeit, ein Look, den ich für mein Leben gerne umsetzen würde, aber es wohl nie schaffen werde. Wie man sich Lifestyle-Journalismus halt so vorstellt. Außer, dass die Chefredakteurin ziemlich unterstützend ist und nicht Prada Taschen auf die Schreibtische ihrer Mitarbeiterinnen schmeißt. Mein erster Eindruck von The Bold Type: bisschen seicht, aber unterhaltend, drum schau ich mal weiter.
EDIT: Vergesst, was ich oben geschrieben habe – die Serie ist suuuuper!
Zu sehen auf Amazon.
Zarah – Wilde Jahre
Diese Serie habe ich zwar noch nicht gesehen, wollte sie euch aber nicht vorenthalten. Es ist im Prinzip das deutsche Pendant zu „Good Girls Revolt“. Die Handlung spielt auch in den 1970ern, wo Protagonistin Zarah Wolf stellvertretende Chefredakteurin des Hamburger Wochenmagazins „Relevant“ (Anspielung an „Stern“) wird. Die aktivistische Wolf will mehr frauenpolitische Themen durchboxen, stößt damit im männerdominierten Blatt aber an harte Fronten. In der ersten Folge namens „Titel & Titten“ will sie ein sexistisches Cover nicht in Druck gehen lassen, also ändert sie es in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von nacktem Busen zu nacktem Mann. Zum enormen Ärgernis ihrer männlichen Kollegen. Die Serie war kein Hit, was manche aber nicht der Serie, sondern dem Sendeplatz ZDF zuschreiben. Eine Serie über eine feministische, lesbische Journalistin, die bei einer Würstelparty mächtig aufmischt, möchte ich trotzdem gerne sehen.
Erhältlich hier.
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