It’s a hard knock life for aspiring journalists. Wenn man es heutzutage im Journalismus schaffen möchte, genügt es nicht, gut zu schreiben und recherchieren zu können. Bestenfalls hat man auch über tausend Follower auf Twitter und Instagram, besitzt das eigens gekaufte neue Macbook Pro, das man statt eines Arbeitscomputers verwendet und hat mindestens einen Studienabschluss. Basiskenntnisse in Grafik, Fotografie und Video-Schnitt werden auch zur Selbstverständlichkeit. Die Anforderungen werden immer mehr, die Jobangebote und Honorare weniger. 

Der Journalismus befindet sich im Wandel. Das zwar eigentlich schon, seitdem es Social Media und das Internet gibt, aber unsere Medienbranche hat das damals irgendwie verschlafen. Mittlerweile ist sie doch draufgekommen, dass Social Media und Onlinemagazine den klassischen Medien Konkurrenz machen könnten und Paywalls keine universelle Lösung sind. Durch diesen Wandel befindet sich die Medienwelt in einer „kleinen“ Krise. Immer wieder werden Arbeitsplätze reduziert, wie auch die Gehälter der Jobeinsteiger:innen. Dadurch, dass es so viele angehende Journalist:innen gibt, ist die Konkurrenz bei oftmals schlecht bezahlten und ausbeuterischen Redaktionsplätzen sehr groß.

First things first: Ausbeutung

Ja, ich weiß, dass das alles keine Neuigkeit ist. Wir Jungjournos teilen wahrscheinlich alle dieselben Struggles. Was mich da jedoch richtig aufregt, sind diese alteingesessenen Chef:innen, die zehnmal mehr als ich verdienen, irgendwann mit 18 „durch Zufall“ in den Journalismus geraten sind und oftmals keine ordentliche Ausbildung, dafür aber unkündbare Arbeitsverträge haben und mir dann folgendes erzählen wollen. 

Wir lassen uns in der Medienwelt als junge Journalist:innen ausbeuten – und wir wissen davon. Aber was tun, wenn man sich entweder nur durch Ausbeutung oder Vitamin B einen Namen im Journalismus machen kann? Wir schreiben Artikel zu Preisen, die ungefähr den Stundenlohn einiger Vorgesetzt:innen entsprechen. „Na für das Geld würde ich das NIE machen. Verkauf dich nicht unter deinem Wert.“ – Aussagen, wie diese kommen oft von gerade älteren Kolleg:innen und triggern. Denn: Ja, uns jungen Journalist:innen wäre es auch lieber einen fixen Job in einer Redaktion zu bekommen und gerecht entlohnt zu werden. Bis dahin scheint der Weg allerdings noch lang zu sein. Wir arbeiten in einem System, in dem man sich erst jahrelang ausbeuten lassen muss, um irgendwann fair für seine Arbeit und seine Ausbildung entlohnt zu werden.

Ok, boomer.

„Als ich in deinem Alter war, hab ich jeden Tag Party gemacht und bin danach restfett in die Arbeit gegangen.“ – Ok cool, danke für die Info! Geschichten von fetten Partynächten und spontanen Weltreisen, die Vorgesetzte erzählen, um cool und relatable rüberzukommen, gehen oft nach hinten los. Wir Einsteiger:innen verbringen gerade das zweite wertvolle Jahr unserer jungen Jahre in Quarantäne und versuchen trotz Isolation und den wirtschaftlichen Problemen, die durch Corona entstanden sind, unser Studium abzuschließen und uns einen Namen im Mediendschungel zu machen. 

Pandemie als Armutserzeugnis

Gerade solche Aussagen aus den Chef:innenetagen können triggernd sein. Vor allem angehende und junge Journos aus sozial schwächeren Milieus haben es heutzutage schwerer, sich in der Medienwelt zu etablieren. Neben einer globalen Pandemie, die dazu führt, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter wächst, der daraus resultierenden Schwierigkeiten am Jobmarkt und der damit kommenden psychischen Belastung. Wir werden in dieser Pandemie einfach nicht gesehen und nicht gehört. Während es für viele von uns bereits vor der Pandemie schwer war Praktika, Studium und Nebenjobs – die oft im Handel oder in der Gastronomie waren – zu jonglieren, ist es jetzt noch schwerer. Meiner Meinung nach sollte man genau uns junge Menschen fördern – beruflich, finanziell und gesundheitlich. Laut dem österreichischen Gewerkschaftsbund sind besonders Kinder und junge Erwachsene von psychischen Erkrankungen während der Pandemie betroffen. Wenn nicht spätestens jetzt die Zeit gekommen ist, um an Lösungen in diesem Bereich zu arbeiten, dann weiß ich auch nicht mehr.

We are trying.

Wir verstehen ja alle, dass der Arbeitsmarkt früher ein anderer war, es eine große Nachfrage an Journalist:innen gab und man daher auch einfacher in die Medienwelt aufgenommen wurde. Es gab damals bestimmt auch Struggles, die wir heute nicht kennen. Aber: Die Welt hat sich noch vor zehn Jahren einfach langsamer gedreht. Das Internet, wie wir es heute kennen, und Social Media bringen nicht nur Möglichkeiten, sondern auch Herausforderungen mit sich. Vergesst nicht: Immerhin sind wir die Zukunft des Journalismus. Wir treten in eure Fußstapfen, aber müssen uns auch eigene Wege schaffen. Deshalb: Ein bisschen mehr Kulanz bitte: We are trying our best and it’s not easy.

Wie siehst fühlst du als junge:r Journo dich da vor allem zu Zeiten von Corona? Erzähl es mir und schreib eine Mail an natalia@medien-geil.at! 😊