Liest du dein Lieblingsmagazin häppchenweise durch oder verschlingst du es lieber auf einmal? Liest du jedes Wort von Inhaltsverzeichnis bis Impressum oder pickst du dir die Rosinen raus? Wie auch immer du deine Magazine liest, du hast dich sicher schon einmal gefragt, wie so ein Magazin eigentlich entsteht. Es folgt eine detaillierte Enthüllung.
First things first: Wer ist dafür zuständig?
Abgesehen vom Content, mit dem ein Magazin zu befüllen ist (obviously), ist auch essentiell, dass die Produktion von jemandem koordiniert wird.
Ich bin direkt an der Produktion eines Magazins beteiligt, denn ich bin seit 2016 Chefin vom Dienst beim biber Magazin (derzeit in Bildungskarenz, bis ich meine Masterarbeit fertig habe). Dieser Titel ist Bombe, denn Chefin vom Dienst klingt einfach mal nach Queen of fucking everything, oder? Das hat was Mysteriöses an sich, denn kein Mensch außerhalb der Journo-Szene weiß, was das eigentlich ist. Im Prinzip koordiniert ein/e Chef/in vom Dienst die Produktion eines Magazins (auch Zeitung etc. aber bleiben wir mal beim Magazin, denn damit arbeite ich).
Der englische Titel „Managing Editor“ ist wie so oft aufschlussreicher: Diese Person „managed die editorialen Prozesse“ (Ich trage gerade meinen Teil dazu bei, dass unsere Sprache den Bach runtergeht.) Also CvD leitet die redaktionellen Prozesse, auf gut Deutsch. Für den Inhalt verantwortlich ist der/die Chefredakteur/in.
Ein/e CvD ist die Schnittstelle zwischen Text, Bild und Layout. Sie schaut, dass alle haben, was sie brauchen, um ihre Arbeit zu erledigen und dass diese eben getan wird. Was du dazu brauchst: Organisationstalent, Kommunikationsstärke, Zeitmanagement und gute Nerven. Denn CvD kann ganz schön anstrengend sein. Wenn alles zusammenkommt, irgendwo etwas fehlt/nicht passt/last minute abgeändert werden muss und alles unter Zeitdruck geschieht, muss man einen kühlen Kopf bewahren. Für mich ist das der beste Job, den ich je hatte.
Danke fürs Angeben, aber wie läuft das jetzt ab?
Bevor es losgeht, müssen einige grundsätzliche Dinge absolviert werden:
Schritt 1: Redaktionssitzung
Schritt 2: Storyline erstellen
Schritt 3: Deadlines setzen
In der Redaktionssitzung werden zunächst einmal Ideen gesammelt. Diese werden dann in einer Storyline festgehalten und es wird mittels Deadlines festgesetzt, was bis wann fertig sein muss.
Schritt 4: Spiegel erstellen
Auf einem Seitenspiegel sind die einzelnen Seiten, alle Beiträge und Inserate, aufgezeichnet – eine Spiegelung des tatsächlichen Magazins also.
Wenn meine Webseite ein Magazin wäre, könnte der Spiegel dazu so aussehen:
Die Details können natürlich von Magazin zu Magazin variieren aber das ist im Prinzip das Grundgerüst.
- Text kommt aus der Redaktion (von angestellten oder freie RedakteurInnen) zum/zur CvD.
- CvD redigiert. Redigieren ist eine wesentliche Aufgabe eines/r CvD. Hier wird geschaut: Kann man den Text so abdrucken? Soll ein Aspekt dazu oder weg? Wenn notwendig wird der Text den RedakteurInnen nochmal zum Bearbeiten geschickt.
- Passt der Text, wird er ins Lektorat geschickt, wo er auf Grammatik und Rechtschreibung überprüft wird.
- Eine Geschichte muss bebildert werden, wo sind die Fotos? Die kommen aus der Fotoredaktion.
- Layout baut Text & Bild zusammen – CvD schaut drüber, ob’s gefällt. Jetzt nimmt das Magazin Gestalt an.
Diese Schritte werden für jeden Beitrag wiederholt, zwischendurch gibt es ein Vor und Zurück zwischen den Abteilungen. Damit alle Dateien (Spiegel, Texte, Bilder, fertige Seiten) für alle zu finden sind, gibt es einen gemeinsamen Server.
War das zu abstrakt?
Stell dir vor, du bist ein kleiner, süßer Text. Jemand hat dich geschrieben und schickt dich zur zuständigen Person. Die schaut über dich drüber, ob du eh zum Team passt. Sie befindet dich für cool und schickt dich zu einer weiteren Kontrolle, die jeden deiner Makel unter eine Lupe nimmt. Nachdem du diese Demütigung überstanden hast, lernst du die bildliche Version deiner selbst kennen. Ihr versteht euch gut und werdet zu einer Gruppenarbeit zusammengefügt. Ihr harmoniert super und ergebt nun eine fertig gebaute Seite eines Magazins.
Judge a magazine by its cover
Optional: Coversitzung! Manche Medien wissen schon von Anfang an, was sie aufs Cover geben. Bei anderen gibt es eine intensive Coversitzung – und das kann schon mal ein paar Stunden dauern. Es gibt wahnsinnig viele Dinge zu bedenken aber eins ist klar: Das Cover muss fetzen! Denn hier gilt die Regel: Do judge a magazine by its cover.
Wenn alles fertig ist, wird das fertige Dokument, mit dem vollständigen Magazin an die Druckerei gesendet. Diese druckt das Magazin und relativ kurze Zeit später hältst du dann das fertige Produkt in der Hand und kannst darin schmökern.
P.S.: So in etwa läuft auch der Prozess bei Tageszeitungen ab – nur unter weitaus mehr Zeitdruck.
Frage an euch: Habt ihr vor bei einem Magazin zu arbeiten? Oder seid ihr eher auf der Suche nach einer Tageszeitung? Schreibt es in die Kommentare!