Falls du @realtalkwithemina nicht bereits auf Instagram folgst, wirst du das spätestens nach diesem Interview! Auf ihrem Instagram-Profil informiert sie ihre Follower:innen mit ihrer Insta-Storyrubrik The Daily News über aktuelles Tagesgeschehen, sie leistet durch ihre Karusellposts Aufklärungsarbeit und Kritik zu den Themen Rassismus, Kapitalismus und Sexismus und zählt mittlerweile zu einer der bekanntesten Instagram-Stimmen in der österreichischen Journalismusbubble. Wir haben unsere #femspiration Emina gefragt, wie viel Arbeit tatsächlich hinter ihrem Account steckt und wie sie es schafft nach stundenlanger Onlinearbeit abzuschalten.
medien.geil: Du bist auf deinem Instagram-Account @realtalkwithemina als Journalistin und Influencerin aktiv und leistest Aufklärungsarbeit. Wie bist du dazu gekommen?
Emina Mujagić: Ich war schon immer jemand, der sich sehr viel mit Nachrichten beschäftigt hat. Ich habe 2015 angefangen, Publizistik zu studieren und wollte immer Journalistin werden. Lange Zeit hatte ich mich nicht getraut, weil ich dachte, ich wäre nicht dafür „geschaffen“. Im Laufe der Zeit ergab sich jedoch, dass ich durch meine Präsenz auf Instagram sehr viel zu sagen hatte. Mir war es wichtig, die Menschen kurz und knapp zu informieren. Ich bin davon überzeugt, dass Plattformen wie Instagram viel dazu beigetragen haben, dass die Menschen darüber informiert sind, was auf der Welt passiert.
Wie schaut der Arbeitsalltag hinter deinem Account aus?
Es ist viel mehr Arbeit, als man auf den ersten Blick glaubt. Ich suche Informationen heraus und bereite sie kostenlos auf meiner Plattform auf. Dabei ist es mir wichtig, die Quellen immer anzugeben. Das steht an erster Stelle. Ich verlinke Artikel oder Beiträge und teile Posts, von denen ich denke, dass sie meinem Publikum einen Mehrwert bieten.
Was macht @realtalkwithemina so besonders?
Dass ich immer wieder versuche, den öffentlichen Diskurs widerzuspiegeln. Die Fakten wiederzugeben und allgemein meinem Publikum die Chance biete, ihre bisherige Realität zu hinterfragen. Ich teile Ressourcen und Möglichkeiten seinen Horizont zu erweitern und das ist einer meiner wichtigsten Ziele hinter diesem Account.
Wer steckt hinter deinem Account? Betreibst du ihn alleine oder gibt es da personelle Unterstützung?
Ich betreibe meinen Account ganz alleine.
Wie finanziert man sich als Influencerin/ Journalistin?
Den größten Teil meiner Arbeit mache ich auf freiwilliger und kostenloser Basis. Nebenbei arbeite ich als freie Mitarbeiterin für den ZDF in Wien, wo ich außerhalb meiner Instagram-Bubble journalistisch tätig bin
Vor allem alte Hasen im Journalismus meinen, dass Journalistinnen nicht aktivistisch sein sollten, weil sie neutral und objektiv Berichterstatter sollen und politischer Aktivismus das eher verhindern würde. Wie stehst du dazu und wo schließt du die Grenze zwischen Meinung und Aktivismus?
Im Journalismus steht natürlich immer an erster Stelle, dass man mit den Fakten arbeitet und immer objektiv berichtet. Ganz klar, wenn ich neutral berichten will, dann kann ich nicht politisch aktiv sein. Das gilt auch für meine Arbeit. Ich möchte meine Stimme und die „Influence“, die ich durch diese Plattform bekommen habe, für jene Themen einsetzen, von denen ich denke, dass sie im öffentlichen Diskurs des Öfteren nicht besprochen werden.
Könntest du dir vorstellen in den traditionellen Journalismus zurückzukehren und „nur“ mehr in einer Redaktion arbeiten? Warum nicht / warum schon?
Ja und Nein. Einerseits liebe ich meine Arbeit auf Instagram und ich mache sie gerne, aber auf Dauer (vor allem, weil das meiste gratis Aufklärungsarbeit ist) ist das echt schwierig. Anderseits würde ich gerne in einer Redaktion arbeiten, weil man so viel näher am Geschehen ist und sich auch mit anderen Kolleg*innen austauschen kann. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Du bist konstant online – du informierst dich, du recherchierst, du machst dir Gedanken, bereitest Inhalte auf – Wie kannst du abschalten?
Am besten durchs Lesen, aber da muss ich mich auch zurückhalten, um nicht wieder Zeitungen und Magazine zu lesen. Wenn ich wirklich eine Ablenkung brauche, dann am liebsten Netflix oder Disney+. Da kann ich so richtig abschalten.
Was war bisher @realtalkwithemina ’s größter Erfolg?
Mein Post über Srebrenica. Dadurch konnte ich so viele Menschen auf der ganzen Welt erreichen und sie darüber aufklären, was in Srebrenica im Juli 1995 passiert ist.
Was würdest du deinem jüngeren Ich sagen?
Dass meine Selbstzweifel immer unbegründet waren und meine Stimme schon immer gezählt hat. 😊
Eminas Weg in den Journalismus
2014-2019 Bachelorstudium Publizistik- und Kommunikationswissenschaft auf der Uni Wien
2017-jetzt Instagrambetreibung von @realtalkwithemina
2019-2020 Tutorin auf der Universität Wien
2020 Hospitanz im ZDF-Auslandsstudio Wien
2020-jetzt freie Journalistin bei ZDF Wien
Mehr zu Eminas Arbeit findest du auf ihrem Instagram-Profil @realtalkwithemina.
Übrigens! Emina wurde von dem kroatischen Fernsehsender N1 zu den Kinderabschiebungen in Wien interviewt, hier kannst du dir das ganze Interview (auf Englisch) anschauen.
Du kennst jemanden, der es verdienen würde die nächste #femspiration zu werden? Dann nominiere sie per Mail an natalia@medien-geil.at!💘