13-Jährige verbringen mehr Zeit auf dieser App, als ich 2012 auf Minecraft und Facebook zusammen. TikTok, eine App auf der quasi JEDE*R viral gehen kann, eine App auf der man maximal 60-Sekunden lange Videos posten kann. Ist TikTok die Zukunft von Online-Journalismus oder doch nur ein Hype?
Begonnen hat alles im September 2016 als ByteDance, ein chinesisches Internetunternehmen Musical.ly gründete. Auf Musical.ly konnte man kurze Tanz- und Lipsynch-Videos hochladen und diese mit verschiedenen Filtern aufpeppen. 2018 wurde Musical.ly, nachdem die App mit einem Imageproblem zu kämpfen hatte, schließlich in TikTok umbenannt und erlebte den ultimativen Aufschwung.
TikTok wurde im Mai 2020 insgesamt zwei Milliarden Mal heruntergeladen, am beliebtesten ist die App in China, ihrem Herstellungsland. Doch auch bei uns in Europa wird TikTok immer populärer.
Auch den Journalismus hat TikTok schon längst erreicht: Immer mehr Medienhäuser haben nun einen TikTok-Account und versuchen durch kurze Videos die Aufmerksamkeit von Teenagern zu bekommen. Ich habe mir für euch drei Tik-Tok-Accounts bekannter Medienformate angeschaut und stelle euch hiermit mein Fazit vor:
1. Die Tagesschau
Mit insgesamt über 9,5 Millionen Likes und über 520.000 Follower*innen postet die Tagesschau Behind-The-Scenes aus der Redaktion und den Studios und kurze Erklär- und Infovideos, die sich vor allem an jüngeres Publikum richten. Auch wenn ein gewisser Cringe-Faktor vorhanden ist, wenn man ältere Männer sieht, die versuchen jung und hip zu wirken, sind die TikToks der Tagesschau qualitativ gut produziert und liefern interessante Facts – auf 15 Sekunden heruntergebrochen.
2. Washington Post
Über den Tik Tok-Auftritt der amerikanischen Printzeitung Washington Post wird weltweit medial berichtet. Schließlich nicht ohne Grund – Dave Jorgenson, der Leiter des Accounts darf sich bereits über 22,8 Millionen Likes und 500.000 Follower*innen freuen. Hier findet man Memes und lustige Videos der Redakteur*innen selbst oder darf hinter die Kulissen der weltbekannten Zeitung blicken. Auch wenn die Videos an sich das Gegenteil von informativ sind, sind sie witzig, gut gemacht und versuchen bei TikTok-User*innen das ernste Image einer Tageszeitung wie der Washington Post etwas aufzulockern.
3. 1live
1live, das Radio des WDRs postet mit 8,2 Millionen Likes und über 350.000 Follower*innen Kurzversionen seiner Comedy-Stand Ups, Erklärvideos, Livekonzerte und Ausschnitte seines legendären Interviewformats „Fragenhagel“. Richtig unterhaltsame Videos mit Mehrwert, die sich vor allem für all jene eignen, die keine Zeit haben, sich die 1live Videos in voller Länge anzuschauen.
So toll und witzig TikTok scheint, ist die App dennoch mit Vorsicht zu genießen: Therese Locker schrieb bei VICE, dass die chinesische App politische, vor allem China-kritische Meinungen, zensieren würde und laut Berichten des Guardians eine Gefahr für die Meinungsfreiheit darstellen soll.
Durch seine lustigen, bunten und schnelllebigen Videos scheint TikTok das ideale soziale Netzwerk für die Generation Z zu sein. Immer mehr Medienhäuser erstellen nun neben Insta- & Twitter-Accounts auch TikTok-Accounts und versuchen dadurch ein jüngeres Publikum zu erreichen. Schafft TikTok trotz undemokratischer Richtlinien den Aufschwung in die Social Media Teams der Medienhäuser?
Was denkst du? Sollte medien.geil auch auf TikTok sein?
Schreib’ mir deine Meinung zu TikTok doch per Mail an natalia@medien-geil.at oder auf Instagram an @medien.geil!