Hände hoch, es ist #femspirationfriday! Im heutigen #femspiration Steckbrief möchte ich euch die Musikerin, Sängerin und Songwriterin Anne Eck vorstellen. Anne hat 2018 ihre erste EP mithilfe von Crowdfunding herausgebracht, gerade ist sie mitten in ihrer zweiten LP Studioproduktion. Sie wollte sich gerne selbst herausbringen und hat ihr eigenes Label SILVERTREE RECORDS gegründet. Nach zahlreichen Anfragen hat sie das Label auch für andere geöffnet und sich schließlich dazu entschlossen es als #femaleartistsonly Label zu führen. Damit will sie weibliche Künstlerinnen supporten und ihnen eine Plattform zur Sichtbarmachung bieten.
Anne, was waren die Stationen auf dem Weg zu deinem Label?
- 1987 in Nürnberg geboren; seit 2008 wohnhaft in Wien
- 2008 Diplomstudium der Theater-,Film-, Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Musikwissenschaft, Uni Wien
- Während Studiumszeiten Komposition von Filmmusik-Stücken für Student*innen Kurzfilme
- ab 2014 begonnen eigene Songs zu schreiben -> aus einem wurden dann 12 Songs und dann entschieden meine erste EP aufzunehmen
- zur Unterstützung der finanziellen Realisierung für Produktion -> 2016 Crowdfunding Kampagne mit über 100 UnterstützerInnen & 10.000€ & Bank Austria Kunst & Kulturpreis
- 2018 Release meiner ersten EP ‚RISE‘ auf CD + VINYL (u.a. 2 Wohnzimmer Konzert Tourneen durch AT, D und CH; sowie TEDXVienna im Volkstheater; PULS4 Musiktip,…)
- im Rahmen der EP Veröffentlichung Gründung meines eigenen Labels SILVERTREE RECORDS
- seit 2019 Öffnung des Labels auch für andere Artists -> Entscheidung Label als #femaleartists only Label zu führen
- aktuell Arbeit fürs 2.Studioalbum -> wird eine 12/13 Song LP, Release #2020; Selbst geschrieben & auf englischer wie deutscher Sprache bewegen sich die Songs im Alternative / Indie Pop Genre.
Dein Rat für angehende Musiker*innen?
Sich erlauben einfach zu tun. Anzufangen. Es sich selbst wert zu sein, die eigenen Träume zu verwirklichen. Viel zu oft versucht der Kopf zu evaluieren wie hoch das Risiko ist, wie ‚realistisch‘ etwas ist, oder versucht alle Schritte bereits im Vorfeld zu ergründen oder zu planen. Und die werden dann so viel, dass man manchmal gar nicht weiß wo man anfangen soll und wie.
Hab den Mut dich zu entwickeln. Du kannst und brauchst nicht alles vorab zu wissen. Es ist ein Prozess, in den du einfach mal reinspringen kannst. Einen Schritt gehen und darauf vertrauen, dass der nächste Schritt kommt. Der Weg zeigt sich im Tun. Also, wenn du Songs schreiben magst oder dich wie auch immer künstlerisch austoben magst, dann hol dir ein Notizbuch und einen Stift und beginne einfach. Und dann geh‘ step by step und vertraue dir und dem Leben.
Dein Herzensprojekt?
Mein Album an dem ich momentan arbeite. Es wird mein zweites Album, aber die erste „Langspielplatte“ mit insgesamt 12/13 Songs sein. Ich freue mich schon sehr darauf, es zu teilen. Ich habe mich persönlich in den letzten Monaten sehr verändert und so auch meine Musik und ich glaube das spürt man, wenn man die Songs hört. Dazu bin ich souveräner, spielerischer und auch entspannter im Umgang mit der Musikproduktion an sich geworden und produziere dieses Mal auch selbst mit. Ich genieße gerade den Prozess an sich, das Herumbasteln und die Zeit im Studio sehr! Und ich habe einfach auch ein tolles Team, einen wunderbaren Co-Producer und eine großartige Band, allesamt fantastische Musiker, die mich schon lange begleiten – sie ermöglichen mir, mich in den Prozess ‚hineinzuentspannen‘. Musik ist ja vor allem auch Teamarbeit.
Erfolge, auf die du besonders stolz bist?
Der Moment in dem ich mir selbst gegenüber ehrlich eingestanden habe, dass ich die Musik aus meinem Leben geklammert habe, weil die Angst so groß war, keine so tolle Künstlerin sein zu können und daher lieber erst gar keine zu werden. Ich hab während meines Studiums lange im Bereich Musik & Film hinter den Kulissen gearbeitet, bis ich in einem Moment gecheckt habe: Du arbeitest gerade daran, dass andere ihren Traum realisieren, der eigentlich doch dein eigener ist. Du willst nicht behind the scenes sein, du willst selbst Musik machen. „Schattenkünstler“ nennt Julia Cameron in „Der Weg des Künstlers“ das. Wenn man sich selbst nicht aufs Eis traut aber sich irgendwie permanent drumherum aufhält. Ich bin noch heute dankbar und berührt von diesem Moment. In dem Moment hab ich mir selbst die Erlaubnis gegeben, mich rauszutrauen, einfach anzufangen und für meinen Traum loszuziehen.
Und Highlights auf die ich besonders stolz bin…. Bis dato waren das sicher meine Crowdfunding-Kampagne und der ganze Support der Menschen, die da hineininvestiert haben, weil sie an mich glauben und mithilfe derer ich meine erste EP realisieren konnte; dann mein Release Konzert im WUK Projektraum, das größenwahnsinnig wie fantastisch zugleich war und auch nur möglich durch die Unterstützung meiner Freunde, Familie und meiner Band! Die beiden Wohnzimmerkonzert-Touren letztes Jahr durch Deutschland, Österreich und die Schweiz – das war Schwerstarbeit und eine der schönsten Erfahrungen, die ich bis dato erlebt habe zugleich! Dass sich immer wieder Öffnen und sich dem eigenen wie musikalischen Veränderungsprozess hinzugeben und zu schauen „was passiert und kommt“ und sicherlich die Öffnung meines Labels und die damit einhergehende Gründung eines eigenen Unternehmens.
Wie ist deine Sicht zu „eine Frau sein im männerdominierten Musiklabel-Business“?
Ich habe in letzter Zeit wieder einige Artikel über „Frau sein im männerdominierten Musik Business“ gelesen und leider stimmt der Satz noch immer.
Ein Artikel beleuchtet zum Beispiel die gewaltige Unterrepräsentation der Frauen in der Musik, vor allem was die Song-Veröffentlichungen & Label Signings betrifft, bei denen Männer mehr Releases aufweisen und auch öfter unter Vertrag genommen werden als Frauen. Dieses Ungleichgewicht macht natürlich auch etwas mit der öffentlichen Wahrnehmung von Frauen in der Musik. Man muss sich nur mal umschauen und fragen: Wie viele männliche Produzenten kenne ich? Wie viele weibliche? Wie viele Frauen kenne ich die als Unternehmerin, Künstlerin, Labelchefin whatever für sich einstehen und auftreten und wie viele Männer? Ich denke es liegt noch sehr viel in der Gesellschaft begründet, dass man das Frauen einfach im Innersten vielleicht nicht „zutraut“ und sie sich selbst damit unbewusst oder bewusst auch nicht.
Wenn wir davon sprechen, dass es Mut braucht für sich und den eigenen Weg einzustehen, dann betrifft das ja alle Menschen. Männer haben das aufgrund der Sozialisierung möglicherweise einfach „besser gelernt“, bzw wurden mehr dahingehend erzogen, wenn im Gegensatz dazu jungen Frauen und Mädchen ja tendenziell öfter gesagt wird wie hübsch und lieb sie sind. Lesley Kingswell, Jazz Sängerin sagt da hierzu in einem Artikel: „Ein Mädchen wird gelobt, wenn es brav ist, wenn es gut in der Schule ist. Ein Junge wird auch oft dafür gelobt, wenn er wild ist oder wenn er was Verrücktes macht. Das setzt sich so fest, ich glaube, dass es schwer ist, das zu überwinden…“
Ich denke darum geht es gerade auch bei all dem Diskurs und den vielen #femaleonly Plattformen. Viel zu lange gab es diese Plattformen für Frauen nicht oder eben nur in der Kategorie: schau lieb, sei brav und tu nix wollen. Im Sinne einer fairen Repräsentation fordert man da zu Recht: Hier ist’s noch nicht fair! Wir wollen das ändern! Natürlich kann die Lösung nicht sein, kategorisch alle Männer auszuschließen. Aber ich glaube, dass die jahrzehntelange Abwesenheit und starke Unterrepräsentation der Frauen ein Mitgrund dieser derzeitigen weiblichen Plattformen sind, mit dem Wunsch dass sich zukünftig eine Balance ergibt, die dann „femaleonly“ oder „menonly“ überflüssig macht, weil es ein gemeinsames Miteinander, in dem sich alle fair repräsentiert fühlen.
Mein Wunsch mit SILVERTREE RECORDS ist es auf den Missstand der Unterrepräsentation weiblicher Artists hinzuweisen und als Label für qualitativ hochwertige Musik zu fungieren, das Künstlerinnen eine von vielen Möglichkeiten bietet ihre Musik zu veröffentlichen und darüber hinaus eine Plattform schafft, sich gegenseitig auszutauschen und zu supporten.
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